„Ein intensiverer Einblick in die Arbeit der Schleierfahndung geht eigentlich
nicht“, dankt MdL Josef Heisl immer noch beeindruckt von den Eindrücken der letzten Stunden.
Gemeinsam mit seinem Kollegen MdL Stefan Meyer war er einen halben Tag direkt auf den
niederbayerischen Straßen sprichwörtlich im Einsatz – mit der Schleierfahndung der
Grenzpolizeiinspektion Passau. Diese bildet neben einer uniformierten Komponente, der
technisch unterstützenden Fahndung und der Grenzkontrollkoordination eine der wichtigen Säulen
im Rahmen der taktischen Ausrichtung der Bayerischen Grenzpolizei.
Die Aufgaben der Schleierfahndung sind dabei klar definiert, wie Thomas Ritzer, Leiter der
Grenzpolizeiinspektion Passau in einem einleitenden Gespräch mit den beiden CSULandtagsabgeordneten erklärt: „Wir sind derzeit natürlich schwerpunktmäßig mit der Bekämpfung
der illegalen Migration beschäftigt, aber im Fokus steht daneben auch die grenzüberschreitende
Kriminalität und dazu gehören insbesondere Rauschgift- oder Waffenschmuggel, Kfz-
Verschiebung, Urkundendelikte oder eben Menschenhandel und Einschleusung.“ Gemeinsam mit
seinem Team ist er dankbar für das Interesse an der Arbeit der Grenzpolizei: „Die Wichtigkeit
kann man nicht oft genug betonen, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationslage.“
Grundsätzlich würden die Zahlen in diesen Tagen einen Rückgang aufzeigen – „Die intensivierten
Kontrollen an den Grenzen haben in den letzten Wochen mit Sicherheit zu dieser rückläufigen
Entwicklung beigetragen. Gemeinsam mit der Bundespolizei haben wir die Grenze auch weiterhin
fest im Blick“, so Ritzer weiter.
„Man ist nicht vom ersten Tag an Fahnder“
Bevor es für die beiden Landtagsabgeordneten direkt ins Gelände geht, werden Schutz- und
Warnwesten angelegt – und schon sitzen beide erwartungsvoll bei je einem Fahndungsteam im
Auto. „Die Kollegen auf der Straße wissen am besten, wo der Schuh drückt. Das Aufgabengebiet
ist wirklich breit gefächert und jeder Tag sieht anders aus – es kann alles kommen“, schließt
Ritzer die Türen und das Abenteuer beginnt.
Jedes Fahndungsteam legt seine Einsatzroute selbst fest. Für die CSU-Landtagsabgeordneten
Heisl und Meyer geht es an diesem Tag von der Polizeiinspektion auf direktem Weg auf die
Autobahn A3. „Unsere Schichtzeit verbringen wir zu 90 Prozent auf der Straße“, verrät Matthias
Kern. Der 41-Jährige Niederbayer ist seit zwei Jahren bei der Grenzpolizei in Passau und blickt dabei auf einige berufliche Stationen innerhalb der Landespolizei zurück. „Man ist nicht gleich vom ersten Tag an Fahnder. Wir lernen tagtäglich, denn unser Hauptarbeitsmittel ist neben dem Laptop die Erfahrung“, erklärt er während er von Kollege Robert Meinert erste Autokennzeichen für die Eingabe in sein System souffliert bekommt. „Wir arbeiten Hand in Hand. Was der eine denkt, macht der andere automatisch“, so Meinert; Und noch während er diese Worte spricht, drückt es MdL Stefan Meyer in den Rücksitz und das Fahnder-Duo nimmt die erste Verfolgung des Tages auf. „Uns ist immer wichtig, keine Hetzjagd zu betreiben. Die Sicherheit steht immer im Vordergrund“, so Matthias Kern. Im Fokus der beiden ist eben ein Pkw mit bosnischem Kennzeichen gerückt. Bereits am nächsten Parkplatz wird das Auto aus dem Verkehr gezogen und die insgesamt vier Insassen mit bosnischer Staatsbürgerschaft kontrolliert. Noch während der Personenüberprüfung ergibt sich der Verdacht, dass die Insassen Mitglieder einer Rockerbande sind, was sich nur einige Zeit später anhand der Durchsuchung des Fahrzeuges bestätigt. „Wir haben hier die Kutten der Insassen gefunden, allesamt mit eindeutigen Applikationen, die uns verraten, dass wir wohl die Führungsriege der Bande vor uns haben“, erklärt Robert Meinert MdL Stefan Meyer. Weitere Auffälligkeiten haben sich jedoch nicht ergeben, so dass die vier Männer einige Zeit später ihre Weiterreise antreten konnten. „Kein Treffer, aber dennoch wertvoll. So wissen die Mitglieder der Rockerbande, dass wir hier entlang der bayerischen Grenze präsent sind. Und wir wissen, wo sie hinwollen.“
Die Kontrollsituation verfolgt MdL Meyer durchaus angespannt: „Man weiß nie, wen man vor sich hat. Die Professionalität der Fahnder ist bemerkenswert und sie nehmen ein hohes Risiko für unsere Sicherheit in Kauf. Ihr macht einen brutal starken Job.“
Das Einsatzgebiet der Bayerischen Grenzpolizei erstreckt sich wie ein Schlauch mit einem Durchmesser von 30 Kilometer ins Landesinnere, von Lindau bis Hof immer entlang der Landesgrenze; die Grenzpolizeiinspektion Passau hat dabei die etwa 110 Kilometer lange Grenze zu Oberösterreich, von Breitenberg bis Malching im Blick. „Allein in diesem Gebiet haben wir mit knapp 30 offiziellen Grenzübergängen unterschiedlicher Kategorien, sowie dem Flugplatz in Vilshofen und natürlich dem grenzüberschreitenden Bahnverkehr, einiges zu tun“, erklärt Thomas Ritzer. Grundsätzlich gilt es zu jeder Zeit das Entdeckungsrisiko bei Personen und Sachkontrollen zu steigern. „Natürlich sind wir auf Fahndungserfolge aus. Deswegen gehen wir täglich in die Arbeit. Wir wollen für mehr Sicherheit sorgen“, erklärt Ritzer das Ansinnen seiner Truppe.
Nach der Kontrolle der Rockerbande bezieht das Fahnder-Team Stellung an einer der Autobahnauffahrten auf die A3 Höhe Passau – sie stehen allerdings nicht lange: Ein Pkw mit moldawischem Kennzeichen lenkt die Aufmerksamkeit der Fahnder auf sich. Erneut nehmen sie Verfolgung auf und kontrollieren kurze Zeit später den slowakischen Fahrzeugführer. Auf Nachfrage nach mitgeführten Betäubungsmitteln zeigt dieser ein kleines Fläschchen mit CBD-Öl vor. Nach eingehender Prüfung stellt Matthias Kern fest, dass die Flüssigkeit aufgrund des geringen Wirkstoffgehalts nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Und so darf auch diesmal der Fahrer die Fahrt wieder aufnehmen.
„Das war eine höchst eindrucksvolle Erfahrung und mein Respekt für diese Arbeit“, betont auch MdL Heisl anerkennend. Natürlich wisse man um den täglichen Einsatz von Polizeibeamten, aber die Arbeit in Ansätzen selbst erleben zu dürfen, schaffe nochmals ein ganz anderes Bewusstsein für die Bedeutung des Engagements. Für Heisl war dieser Tag nicht nur als frischgebackenes Mitglied im Innenausschuss des Bayerischen Landtags höchst wertvoll. „Es sind wohl genau diese Erfahrungen, die unsere Arbeit im Landtag für die Region bereichern werden. Sie können versichert sein, dass wir uns bestmöglich für die Belange der Bayerische Polizei einsetzen werden.“